Kursfahrt nach Prag
1989 – so nah!
Ein ganz besonderes Erlebnis genossen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Kursfahrt nach Prag.
Ob LK Geschichte (Hk), LK Englisch (Kas) oder „nur“ GK – wir alle machen Geschichte. Geschichte prägte unsere Fahrt nach Prag. Wir erwarteten, die Prager Burg mit Veits Dom, Königspalast und Goldenem Gässchen kennenzulernen und das jüdische Viertel zu erkunden. Wir machten eine Exkursion in das Konzentrationslager Theresienstadt und besuchten das Palais Petschek, wo die Gestapo im Protektorat Böhmen und Mähren Juden, Kommunisten und Widerstandskämpfer quälte.
Überraschend war allerdings die Begegnung mit der jüngeren deutsch-deutsch-tschechischen Geschichte. Eigentlich war nur ein Blick durch den Zaun in den Garten des Palais Lobkowicz, dem wunderschönen Sitz der bundesdeutschen Botschaft in Prag, geplant.
Wir wollten uns anschauen, wo im Sommer 1989 tausende DDR-Bürger Schutz gesucht hatten und ihre Ausreise in die Bundesrepublik erreichen wollten. In den Sommerwochen bahnte sich ein humanitäres Desaster an angesichts von katastrophalen Lebensumständen auf dem Gelände der Botschaft.
Wir wollten den Balkon sehen, von dem aus der damalige Außenminister Genscher schließlich das Ergebnis der internationalen Verhandlungen über das Schicksal der Flüchtlinge verkündete. „Ich bin zu Ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass heute Ihre Ausreise …“ – Genschers berühmt gewordenen Worte gingen im Jubel der DDR-Flüchtlinge unter.
Doch es blieb nicht bei einem Blick durch den Zaun. Der Zufall wollte es, dass wir am Tag der offenen Tür zur Botschaft spaziert waren. Die Gruppe war begeistert, Geschichte so unmittelbar erfahren zu können. Für einige Schülerinnen und Schüler rückte die Diplomatie in Person des deutschen Botschafters Andreas Künne besonders nahe. War das etwa der erste Schritt in den diplomatischen Dienst?
Empfehlung an alle zukünftigen Pragreisenden: Macht euch schlau über den Veranstaltungskalender der Deutschen Botschaft! (BK)