Ruanda - Botschaftsbesuch

Vorbereitung auf OLMUN 2018

„Wir sind Ruanda“

Am 12. Juni ist es wieder soweit: die Model United Nations in Oldenburg beginnt. Wir Schülerinnen und Schüler werden dieses Jahr die Länder Georgien, Lesotho, Gabun und Ruanda vertreten. Als Berliner Schule bot es sich wie auch in den vergangenen Jahren an, für eine optimale Vorbereitung eine Botschaft der zu vertretenden Länder zu besuchen. So organisierte Frau Dr. Kassel eine Einladung in die Botschaft von Ruanda.

Der Botschafter Igor Cesar empfing uns herzlich und leitete uns in einen ruandisch ausgeschmückten Konferenzraum, wo schon Getränke und Kekse auf uns warteten. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde konnten wir direkt unsere Fragen stellen. Diese widmeten sich zunächst dem bekanntesten und auch traurigsten Kapitel des Landes. Über eine Stunde erklärte uns Herr Cesar den tragischen Völkermord an den Tutsi in Ruanda, in dem 1994 etwa eine Million Menschen in 100 Tagen getötet wurden. Herr Cesar beschrieb sehr sachlich und detailliert die Vorgänge, die Situation in den Vereinten Nationen, die im UN-Sicherheitsrat den Genozid hätten stoppen können, und die Folgen bis zum heutigen Tage.

Das Land, in dem fast die Hälfte der Bevölkerung unter 14 Jahre alt ist, hat sich seit 1994 stark gewandelt und sich mit seiner jüngsten Geschichte zukunftsorientiert auseinandergesetzt. Eine neue Verfassung wurde erarbeitet, die die von der alten Kolonialmacht Belgien installierte Verfassung ablöste. Diese neue Verfassung kennt z.B. nur Ruander und unterbindet damit die für den Völkermord maßgebliche Kategorisierung der Bevölkerung in Tutsis und Hutus. Die Wirtschaft erfährt ein ständiges Wachstum. Politische Stabilität hat ein investitionsfreundliches Klima ermöglicht, welches Ruanda in Zukunft weiter ausbauen und nutzen will. Darüber hinaus hat sich Ruanda im wahrsten Sinne des Wortes den Umweltschutz auf die Fahne geschrieben und geht in einer sehr nachhaltigen Weise mit den Ressourcen des Landes um. Des Weiteren hat die Regierung unter dem Präsidenten Paul Kagame viele progressive Ideen umgesetzt, wie zum Beispiel ein effektiv überwachtes Plastikverbot oder offene Grenzen, indem die Visumspflicht für Einreisende aus allen Länder aufgehoben wurde. Das entspreche dem Namen Ruanda, was in der Landessprache Kinyarwanda so viel wie „unendlich“ bedeute, so der Botschafter. Diese Entscheidungen seien nur ermöglicht geworden, weil man in Ruanda bereit sei, direkt zu handeln, um Dinge zu verändern. Dabei verwies Herr Cesar augenzwinkernd auf die umständlichen bürokratischen Prozesse in Deutschland und der Europäischen Union. In Ruanda habe man weniger Angst, Neues zu riskieren und man lerne dann aus den eigenen Fehlern, erklärte Herr Cesar zum Abschluss des Gesprächs.

Die Botschaft schenkte jedem von uns das Buch „Wir sind Ruanda“, das die Menschen vorstellt, die heute Ruanda ausmachen. Außerdem gab der Botschafter den Vertretern Ruandas bei der MUN die Flagge des Landes als Anstecker für den Anzug, um Ruanda bestmöglich zu repräsentieren; dazu war uns das Gespräch mit Herrn Cesar eine wertvolle Hilfe.

Wir danken der Botschaft Ruandas für diesen Besuch und insbesondere dem sympathischen Herrn Cesar für die lange Zeit, die er sich genommen hat, um all unsere Fragen zu beantworten. Wir haben sehr viel Interessantes über eines der Vorzeigeländer Afrikas gelernt, dessen Besuch dem einen oder anderen bestimmt näher gelegt wurde, als er es gedacht hätte.

Paul Steinmetz, 4. Sem.

C