Besuch im Haschemitischen Königreich
OLMUN 2016 rückt näher – Jordanien bereitet uns vor
Am 14. Juni beginnt die diesjährige Model United Nations-Konferenz in Oldenburg, kurz: OLMUN. In diesem Jahr vertreten die Bülow-Delegierten Jordanien und Tschechien.
Was liegt näher, als die entsprechenden Botschaften zu kontaktieren, wenn Berliner sich auf eine MUN-Konferenz vorbereiten? Die Botschaft des Haschemitischen Königreichs Jordanien lud uns – die MUN-Teilnehmer/innen aus der 10a – am 31. Mai zu einem Gespräch mit dem politischen Beamten der diplomatischen Vertretung, Mr. Muhib Al-Nimrat, ein.
Was uns als erstes überraschte: Die Jordanier führen ein offenes Haus – eine Klingel, Einlass wird gewährt, keinerlei Kontrollen erschweren den Zugang zur Botschaft an der Heerstraße/ Pichelswerder.
In ausgesprochen gastfreundlicher Atmosphäre – mit Keksen und Getränken – stellte Mr. Nimrat sein Land vor. Er zeichnete ein positives Bild vom Reformprozess, der vom derzeitigen König Abdullah II. 1999 angestoßen wurde. Seither sei ein Drittel der Verfassungsartikel im Sinne der Menschen- und Bürgerrechte, der Gleichberechtigung und eines transparenten Wahlverfahrens geändert worden. Der sog. Arabische Frühling habe diesen Reformprozess noch vorangetrieben und beschleunigt.
Die jordanische Politik müsse sich derzeit im Wesentlichen vier Herausforderungen stellen:
- Das Problem der Arbeitslosigkeit stelle sich insbesondere für junge Leute, die in den letzten Jahren zunehmend mit den zahlreichen Flüchtlingen um Arbeitsplätze konkurrierten.
- Die hohe Verschuldung des Landes, bedingt auch durch die lange Zeit hohen Ölpreise, belastet die ökonomische Entwicklung. Fälschlicherweise werde Jordanien immer Reichtum unterstellt, weil es falsch dem Kreis der ölproduzierenden Länder im Nahen Osten zugeordnet werde. Deshalb sei ein Ziel jordanischer Politik, ein gutes Investitionsklima zu schaffen.
- Immer noch ist der israelisch-palästinensische Konflikt virulent. Jordanien tritt hier klar für eine Zwei-Staaten-Lösung ein.
- Das drängendste Problem sei allerdings die Flüchtlingssituation, die eng mit den anderen Problemen verwoben ist.
Jordanien hat stärker als jedes europäische Land die Folgen der Konflikte in der Region zu tragen. Zu den palästinensischen Flüchtlingen, die schon vor Jahrzehnten nach Jordanien kamen, gesellten sich in den letzten Jahren zuerst vor allem Iraker und schließlich Flüchtlinge aus Syrien, mit dem Jordanien eine lange Grenze teilt. Insgesamt ergibt sich eine Zahl von ca. 3 Millionen Flüchtlingen bei 10 Millionen Einwohnern.
Viel war im Gespräch von der Londoner Geber-Konferenz für Syrien die Rede. In der Tat hieß es im Februar, noch nie sei so viel Geld für eine einzelne Krise gesammelt worden – 9 Milliarden Euro. Jordanien allerdings habe von dieser Unterstützung noch nichts gesehen, trotz konkreter Projekte zur Besserung der Lebenssituation von Flüchtlingen, wie die Versorgung mit Zelten, Lebensmitteln und Arzneimitteln. Herr Al-Nimrat betonte, Jordanien sei zwar „in the eye of the storm“, aber letztlich säßen wir alle in einem Boot.
Wir danken Herrn Al-Nimrat für das lebendige Bild, das er uns von seinem Land vermittelt hat, für seine Bereitschaft, alle unsere Fragen erschöpfend zu beantworten, und für die Zeit, die er sich für uns nahm. Für die weitere Vorbereitung auf die MUN-Konferenz hat er wertvolle Anstöße gegeben. (BK)