Werkstattgespräch mit einem Sportjournalisten
Auf Tribünen bei bester Sicht packenden Wettkämpfen beiwohnen; durch die Welt jetten zu Großereignissen wie Olympia, Fußball-WM oder Formel-1-Rennen; die Stars hautnah erleben und interviewen … Sportjournalist – das klingt nach einem Traumjob. Aber ist er das auch? Oder sieht es hinter den Kulissen der oftmals bunten Glitzerwelt womöglich doch anders aus?
Um diese und viele weitere Fragen ging es in einem “Werkstattgespräch” der beiden Sporttheoriekurse (Q3) von Frau Linkner und Herrn Hungermann am 19. Dezember 2023. Zu Gast war an diesem Morgen der frühere Sportredakteur der Welt und Welt am Sonntag Simon Pausch (38), der rund zehn Jahre lang unter anderem regelmäßig über die Formel 1 berichtet hat und heute die Redaktion einer Content-Agentur leitet, wo etwa Imagefilme für Borussia Dortmund entstehen.
Reporter nach dem Skiunfall von Michael Schumacher
Pausch erklärte den Zwölftklässlern glaubhaft, wie beides zusammen funktionieren kann: einerseits Sportfan sein und andererseits eine professionelle Distanz zu denen zu wahren, über die man berichtet und die man mitunter auch kritisieren muss.
Anschaulich berichtete der Diplom-Journalist aus seinem beruflichen Alltag, darunter Höhepunkte wie Dienstreisen in Länder wie Mexiko, Australien und Bahrain. Und auch davon, wie er 2013 kurz vorm Jahreswechsel plötzlich als Reporter nach Frankreich entsendet wurde, um über den lebensbedrohlichen Skiunfall des deutschen Formel-1-Idols Michael Schumacher zu berichten hatte (“Eigentlich war eine Silvesterfeier bei uns zu Hause geplant gewesen…”).
Pauschs Ratschlag an alle Schüler, die möglicherweise später selbst Journalist werden möchten: so viel Praxis wie möglich sammeln – und sich nicht aus taktischen Gründen zum Beispiel für ein Journalistik- oder Medienwissenschaftsstudium entscheiden. “Für die Praxis”, begründete der gelernte Redakteur, “hat mir das nämlich kaum geholfen.”
Was hingegen hilft: Leidenschaft für Sport zu haben und sie zu bewahren. Auch wenn es zeitweise stressig ist. Und auch wenn hinter den Kulissen eben nicht alles glänzt in dieser Welt des Entertainments (Stichworte: Korruption, Sportswashing, Autorisierungen von Interviews etc.).