Interview mit Afrika-Korrespondent

9600 Kilometer liegen zwischen Berlin und Kapstadt – und dennoch waren Schüler*innen der 9. Klasse am Mittwoch, 24. Mai 2023, ganz nah dran an einem der wohl spannendsten Betätigungsfelder für Journalisten. Per Videochat interviewte der Journalismus-Wahlpflichtkurs mehr als 45 Minuten lang den Afrika-Korrespondenten der Zeitungen Die Welt und Welt am Sonntag, Christian Putsch.

Seit mehr als 13 Jahren lebt der gebürtige Wuppertaler inzwischen in Südafrika. Als „Außenstelle“ der beiden großen überregionalen Axel-Springer-Medien, zu denen auch der Fernsehsender Welt gehört, ist er für die Berichterstattung über mehr als 50 Länder in Afrika zuständig.

Zumeist geht es dabei um politische Themen. Sein Stand- und Wohnort ist zwar Kapstadt. Seine Recherchereisen, erzählte Putsch den Schüler*innen, führen ihn aber immer wieder auch in andere Länder.

Herausfordernde Recherchen in Krisenländern

Auf die Frage nach seinen spannendsten sowie gefährlichsten Recherchen nannte Putsch mehrere Beispiele: Aus Äthiopien etwa berichtete er zuletzt über den Krieg dort. Aus Nigeria reportierte er über die wegweisenden Wahlen und interviewte mit „mulmigem Gefühl im Bauch“ Männer, von denen er wusste, dass sie Mörder waren. Nach West-Afrika reiste er während der gefährlichen Ebola-Pandemie 2015 (und fürchtete zeitweise, sich mit der Krankheit angesteckt zu haben). In der Zentralafrikanischen Republik erlebte er Bürgerkrieg und in Somalia, wie es ist, als Berichterstatter auf Militärschutz angewiesen zu sein.

Warum er angesichts all dessen dennoch schon so lange in Südafrika, einem Land mit einer bedeutend höheren Kriminalitätsrate als Deutschland, lebe, wollte ein Schüler wissen. „Man lebt sich fest“, antwortete Putsch lachend. Seine Ehefrau ist Südafrikanerin, der gemeinsame Sohn wird auf die Deutsche Schule in Kapstadt gehen. Zudem hat Putsch über die Jahre viele Freunde gewonnen – und sich die Neugier auf Land und Leute bewahrt.

„War echt cool das Interview“

„Als Journalist begonnen habe ich, indem ich in ungefähr eurem Alter erste Berichte für die Lokalzeitung in Wuppertal geschrieben habe“, sagte Putsch an die Schüler*innen gerichtet. Sein Tipp für alle, die der Beruf des Journalisten interessiert: „Veröffentlichen, Praxis sammeln, vor allem aber: Leidenschaft haben!“

Die Schüler*innen des Wahlpflichtkurses hatten sich im Unterricht zuvor mit dem Berufsfeld „Korrespondent“ auseinandergesetzt. Am Ende waren sie durchaus beeindruckt von den Schilderungen des 45-Jährigen. „Ich finde es bemerkenswert, wie schnell es ging, dass er dort glücklich lebt“, meinte etwa Leon. Und: „Eigentlich wollte er ja Sportjournalist werden.“

Felix ergänzte: „Ich hätte nicht gedacht, dass er so aktiv herumreist, vor allem in solche Länder, wo es gerade schlecht ist. Oder dass er so tief reingeht bei der Recherche wie man es in Deutschland macht.“ Sein Fazit: „War echt cool das Interview.“

                                                               Hr. Hungermann