Burkina Faso bei OLMUN 2017
New Challenges, New Opportunities
Das Motto der diesjährigen OLMUN könnte auch das Motto für die Bülow-Delegation sein.
Noch nie fuhr eine so große Bülow-Delegation zu einer United-Nations-Simulation nach Oldenburg – sie umfasst sagenhafte 16 Schülerinnen und Schüler aus dem 10. und 11. Jahrgang. Daher haben wir in diesem Jahr auch besonders viele Länder zu vertreten. Eines davon ist das westafrikanische Land Burkina Faso, das 1960 von der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich unabhängig wurde. Burkina Faso hat ca. 19 Millionen Einwohner und gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Ca. 45% der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze. Die Bevölkerung ist darüber hinaus sehr heterogen. Etwa 60 Volksgruppen mit unterschiedlichen Sprachen und Idiomen sorgen aber auch für eine vielfältige Kultur.
Für uns durchschnittliche Mitteleuropäer ist es in der Tat eine „challenge“, sich in die Situation eines solchen Landes zu versetzen und dessen Positionen auf der Bühne internationaler Politik angemessen zu vertreten. Wir haben also Hilfe bei der burkinischen Botschaft in Charlottenburg gesucht.
Der Botschafter höchstpersönlich – S.E. [Seine Exzellenz] Simplice Honoré Guibila – empfing uns zu einem langen Gespräch und bewirtete uns mit Keksen und Getränken. Monsieur Guibila stellte besonders die Bedeutung von Bildung heraus, die für die Weiterentwicklung seines Landes, das eine Analphabetenrate von etwa 70% aufweist, wichtig sei. An dieser Stelle wurde natürlich unsere „burkinische“ Delegierte in der African Union hellhörig, denn in diesem MUN-Ausschuss steht die Förderung von funktionierenden Schulsystemen auf der Tagesordnung.
Für Burkina Faso steht Bildung insbesondere für Mädchen im Vordergrund, denn wenn Frauen mehr Bildung erlangen, bedeutet dies Unterstützung im Kampf gegen Zwangsheirat, eine geringere Geburtenrate, kleinere Familien, bessere Versorgung der Kinder, wiederum bessere Bildungsmöglichkeiten für die nachfolgende Generation. Durch Maßnahmen wie Befreiung von Schulgebühren für Mädchen, Kostenübernahme für Lernmaterial bis hin zur Finanzierung von Fahrrädern, ohne die in den ländlichen Regionen Schulen manchmal kaum zu erreichen sind, ist es in den letzten Jahren bereits gelungen, die Einschulungsquote pro Jahrgang deutlich zu steigern.
Der Botschafter betonte auch die guten Beziehungen zu Deutschland gerade im Bereich der Entwicklung. Dies interessiert besonders unseren Delegierten in der United Nations Industrial Development Organisation (UNIDO), in der sich die Delegierten mit der sozialen Verantwortung von Unternehmen beschäftigen werden. Unser Delegierter wird sich im Rahmen der MUN sicher bemühen, auf politischer Ebene die Kontakte zu Deutschland und Europa insgesamt zu intensivieren, um vielleicht „public-private partnerships“ zu forcieren, also Kooperationen von Industrie, Regierung und Zivilgesellschaft, die sich z.B. für Bildung, Gesundheitsversorgung oder andere soziale Fragen einsetzen.
Überhaupt betonte Botschafter Guibila, dass soziale Fragen viel wichtiger seien als die ökonomischen. Daher hätte er auf der Agenda des Economic and Social Council (ECOSOC) vermutlich gerne ein anderes Thema gesehen als die Frage von Internetzugang und Infrastruktur. Erst recht schien die Bedrohung durch biologische und chemische Waffen kein Thema für eine längere Stellungnahme, denn das noch recht junge Burkina Faso besitzt solche Waffen nicht. Die Zeit reichte dann nicht mehr, um ein erweitertes Verständnis von Waffen zu diskutieren in dem Sinne, dass z.B. Krankheiten auch in eine „Waffe“ verwandelt werden können. So wäre das Waffenthema auch mit dem Zustand des Gesundheitssystems verknüpft und damit für ein Land wie Burkina Faso höchst relevant, wie die Bedrohung durch die Ebola-Epidemie 2014 gezeigt hat.
Botschafter Guibila hat uns sein Land auf jeden Fall näher gebracht, so dass sich die MUN-Delegierten nun noch etwas besser in die burkinische Politik eindenken können.
Neben Burkina Faso werden wir Estland, Südafrika und Dominica vertreten; nein, es handelt sich nicht um die Dominikanische Republik, sondern um den Inselstaat Dominica in den Kleinen Antillen mit knapp 80.000 Einwohnern, der etwa 85% der Fläche von Berlin umfasst. Da ist also viel Platz, viel Natur, viel Wasser, viel Sonne … ein verlockender Flecken Erde, für den z.B. aus Tourismusgründen Regeln der nachhaltigen Entwicklung, wie sie im Third Committee of the General Assembly diskutiert werden, durchaus relevant sein sollten.
Für alle Teilnehmer gilt es nun, sich weiter in die Recherche ihrer Themen zu vertiefen, um bei OLMUN rollengerecht diskutieren und verhandeln zu können. (BK)