OLMUN 2017

New Challenges, New Opportunities – Our World in Upheaval

So lautete das Motto für die diesjährige Model United Nations in Oldenburg, an der wir mit 16 Delegierten aus den Jahrgängen 10 und 11 teilnahmen.  Sie vertraten Burkina Faso, Dominica, Estland und Südafrika.

 

Interview mit Henry und Mark auf Oldenburg 1

First Timer Arthur zieht Bilanz

„Point of personal privilege!“ oder „Motion to move to the previous question!“ Solche Ausrufe hört man, wenn man bei der OLMUN (Oldenburg Model United Nations) in seinem Komitee sitzt. Zu genau dieser Veranstaltung sind wir dieses Jahr zu sechzehnt gefahren. Einige kannten die OLMUN schon aus dem vorherigen Jahr, doch die meisten von uns gingen wie ich zum ersten Mal auf diese Reise.

Los ging es im Grunde schon Wochen vor der eigentlichen Fahrt, denn wer unvorbereitet bei der OLMUN auftaucht, wird bestraft. Das war das Allererste, was uns von den Schülern, die bereits einmal teilgenommen hatten, gesagt wurde. Das sollte sich auch als wahr herausstellen, denn wer sein „policy statement“ und seine „resolution“ nicht schon im Voraus per Email abgeschickt hatte, musste gleich zu Beginn der OLMUN vor bis zu mehreren Hundert Leuten auf einer Bühne zu peinlicher oder lustiger Musik tanzen oder ein kleines Theaterstück vorspielen. Das sind die berühmten „punishments“.

Also recherchierten wir fleißig zu unseren Ländern, die wir uns einige Wochen vor der Veranstaltung aussuchen durften, und schrieben unsere policy statements und resolutions. Das erste ist eine kurze Rede, um den anderen Delegierten die Politik deines Landes zum vorgegebenen Thema vorzustellen, und das zweite soll ein Vorschlag für den endgültigen Beschluss sein, den jedes Komitee zu seinem Thema am Ende der mehrtägigen Veranstaltung einzureichen hat. Um uns optimal vorzubereiten, hatte uns Frau Dr. Kassel sogar einen Termin bei der Botschaft von Burkina Faso organisiert, denn einige von uns hatten sich dazu entschieden, dieses Land zu vertreten und hatten so die Möglichkeit, dem Botschafter persönlich Fragen zu stellen.

Und dann ging’s auch schon los.
Am 30. Mai stiegen wir morgens um 7:30 Uhr in den Zug nach Oldenburg. Wir folgten einem knappen Zeitplan, denn direkt nach der Ankunft mussten wir zur ersten Versammlung der OLMUN erscheinen. Das bedeutete für uns, dass wir uns noch im Zug dem Dresscode anpassten, denn auf die Einhaltung der Regeln wird bei der OLMUN penibel geachtet. Nach einigen Komplikationen beim Binden der Krawatten stiegen wir nun – statt in Sneakers und Jeans – in Anzügen, Kleidern und Lederschuhen aus und steuerten direkt auf die „Opening Ceremony“ zu.

Die neun Komitees tagten meist parallel in Räumen, wie den Aulen Oldenburger Gymnasien. Es handelt sich dabei um verschieden große Ausschüsse, die bis zu 193 Delegierte haben können, eine/n für jedes Mitgliedsland; darüber hinaus nehmen auch Nichtregierungsorganisationen (NGOs) ohne Stimmrecht an den Sitzungen der UN teil. Die gesamte Veranstaltung dauerte vier Tage, wovon jeder, gut gefüllt mit Komiteesitzungen, an die Grenzen der Konzentrationsfähigkeit vieler Delegierter ging.

Ich hatte das Land Dominika gewählt und saß im „Third Committee of the General Assembly“ mit 192 anderen Delegierten. Der zweite Delegierte von Dominika vertrat unser Land in einem anderen Komitee. Meine „GA3rd“ hatte die Aufgabe, Richtlinien für eine nachhaltige Stadtentwicklung zu entwickeln, und das war ein Prozess, der sich auf die gesamten vier Tage erstreckte. In der echten UN würde das mindestens einige Monate dauern. Bei der Ausarbeitung der Resolutionen konnte jeder einzelne Delegierte Vorschläge und Verbesserungsansätze einbringen und sich natürlich an der Abstimmung beteiligen, doch wer am meisten zu tun hatte, waren die „Chairs“.
Die Chairs, das Präsidium im Komitee, waren nicht viel älter als wir selber, hatten aber schon öfter an MUNs, auch außerhalb von Oldenburg, teilgenommen, und sorgten von ihren Plätzen auf der Bühne aus für einen geregelten Ablauf der Verhandlungen. Gesprochen wurde ausschließlich Englisch, wer dagegen verstieß, wurde nach bekannten Methoden „bestraft“. Außerdem durfte man nicht einfach so daherreden, sondern musste bestimmte Regeln einhalten und in vielen Fällen von vorformulierten „phrases“ Gebrauch machen. So rief man, wenn man während der Verhandlungen auf Toilette wollte, „Point of Personal Privilege!“

In einer Generalversammlung mit allen über 700 Teilnehmern wurde am letzten Tag schließlich über jede einzelne Resolution abgestimmt. OLMUN ging zu Ende. Wieder unter Zeitdruck verließen wir diese letzte Versammlung etwas frühzeitig und stiegen in den Zug zurück nach Berlin. Kaum jemand wollte bis nach Hause im Anzug sitzen, also verwandelten wir uns nach und nach wieder in Jeansträger.

Ich bin froh darüber, diese Gelegenheit, Politik fast wie die wirklichen Vereinten Nationen zu machen, ergriffen zu haben. Jedem ab der 9. oder 10. Klasse, der mit dem Gedanken spielt, bei einer der nächsten OLMUNs mitzumachen, kann ich nur zuraten, denn die Erfahrung und der Spaß sind es auf alle Fälle wert. Und falls sich jemand unsicher ist, ob er dem sprachlichen Niveau oder sonstigen Anforderungen gewachsen ist, soll er sich keine Sorgen machen, denn man muss nicht unbedingt ein Muttersprachler in Englisch oder politikinteressiert sein, um aus der OLMUN tolle Erfahrungen mitzunehmen.

Arthur Arz (2. Sem.)

Die Delegationen bei der Opening Ceremony

 

Arbeit in den Committees