Einblicke in den Sp(r)itzensport

Die Antwort auf Jörg Winterfeldts Frage schien simpel. Doch je länger die Schüler*innen über sie nachdachten, desto nachdenklicher schienen sie zu werden. „Wer hat wohl ein Interesse daran, dass der Spitzensport sauber, also dopingfrei ist?“, wollte der Investigativreporter zum Abschluss des Werkstattgesprächs mit Oberstufenschüler*innen des GvB am 16. Dezember wissen.

Winterfeldts ernüchternde persönliche Erfahrung aus mehr als 20 Jahren im Sportjournalismus: „Keiner.“ Weder Verbände noch Sponsoren noch Veranstalter noch Medien noch die ewig nach Gold strebenden Sportler selbst. Denn wo gedopt wird, gibt es Spitzenleistungen. Und die verkaufen sich eben am besten.

Inwieweit diese Spitzenleistungen oft „Spritzenleistungen“ sind, recherchieren Winterfeldt und seine Kollegen in der ARD-Dopingredaktion tagtäglich. Oft vor Ort in Ländern wie Marokko, Russland oder der Schweiz. Auf Einladung erzählte der Journalist aus Berlin (vormals u.a. Spiegel, Welt am Sonntag) den Teilnehmer*innen der Sporttheorie-Kurse von Herrn Eberhardt und Herrn Pietraßyk-Kendziorra 75 Minuten lang von seiner Arbeit.

Winterfeldt berichtete etwa darüber, wie der aufsehenerregende TV-Film über den gedopten Skilangläufer Johannes Dürr („Gier nach Gold“) entstanden ist. Oder davon, wie Polizisten während Olympischer Spiele bei Razzien in Hotels Athleten in flagranti erwischten, als diese sich – mit einem Beutel Blut in der einen Hand und der Nadel im anderen Arm – selbst dopten. Oder davon, wie dreist im russischen Spitzensport Daten von Athleten gefälscht wurden, damit diese nicht als Betrüger überführt werden.

Die Einblicke in den Spitzensport, die die GvB-Schüler*innen so aus erster Hand erhielten, waren ein Blick in eine Parallelwelt – und in einen ganz besonderen Berufszweig von Journalisten, der sich eben nicht mit den strahlenden Siegern auf der Vorderbühne befasst, sondern mit den nicht selten erschreckenden Machenschaften hinter der Bühne.

Hr. Hungermann