Breslau wartet

Europa macht Schule 2016 am Bülow-Gymnasium

Vorfreude ist die schönste Freude – und die auszukosten, half Anna Burek der 9b.

Anna kommt aus Polen, hat lange in Breslau gewohnt und verbrachte ein Erasmus-Semester in Berlin, wo sie sich ihrer Doktorarbeit zur polnischen Migration widmete. Sie fand aber auch ausreichend Zeit, die 9b an ihre Heimat heranzuführen und sie mit ihren Landsleuten in Berlin vertraut zu machen.

Wer weiß z.B., dass die Polen in Berlin die zweitgrößte nationale Minderheit nach den Türken sind – mehr als 40.000 Menschen; und dass es 21 polnische Vereine in Berlin gibt, darunter die Katholische Mission, der Polnische Sozialrat und der Club der Polnischen Versager – ja, den gibt es wirklich!

Aber jeder kennt Stereotype über Polen – der polnische Bauarbeiter, die polnische Putzfrau und – fast traute sich niemand, es auszusprechen – der polnische Autodieb. Umgekehrt ist sich allerdings auch nicht jeder Deutsche sicher, ob er immer mit den Stereotypen Pünktlichkeit, Ordnungsliebe und Reserviertheit gegenüber anderen in Verbindung gebracht werden möchte. Sympathisch klingt irgendwie anders. Zum Glück sind Stereotypen selten wahr.

Doch wie sieht es mit und in Polen jenseits der Stereotypen aus? Bei Annas zweitem Besuch ging es um polnische Geografie und Geschichte. Nachbarländer Polens? Deutschland sicher, auch gegen die Tschechische Republik und die Slowakei wird niemand Einwände erheben. Aber wie sieht es im Osten und insbesondere im Nordosten aus?

Nun wissen die Schülerinnen und Schüler, dass Breslau die Hauptstadt von Niederschlesien ist, und dass die Sudeten ein Teil Niederschlesiens sind und die Schneekoppe deren höchster Gipfel ist. Sie haben aber auch erfahren, dass Niederschlesien die am meisten besuchte Region Polens ist, was nicht zuletzt mit den mehr als 100 Schlössern zu tun haben könnte.

Doch warum so viel über Niederschlesien und Breslau? Für die 9b war Annas Unterricht eine Vorbereitung auf die Klassenfahrt nach Breslau im Juli. Deshalb empfiehlt es sich auch, sich den polnischen Namen Wrocław zu merken. Und damit die Schüler/innen den Namen mit dem seltsamen durchgestrichenen L auch korrekt aussprechen können, gab Anna ihnen zum Schluss eine kurze Einführung in die polnische Sprache – Überlebenstraining für die Klassenfahrt. On top, polnische Zungenbrecher als besondere Herausforderung – einen davon von unserer Gastlehrerin zum Anhören:

Chrząszcz brzmi w trzcinie w Szczebrzeszynie – Ein Käfer tönt im Schilf in Szczebrzeszyń (in der Woiwodschaft Lublin im polnischen Südosten).

Abschlussveranstaltung von Europa macht Schule 2016

So gerüstet machte sich die 9b am 10. Juni auf zum Roten Rathaus, wo im Wappensaal die Projekte des Programmzyklus 2015/16 von Europa macht Schule vorgestellt wurden.

Zur Eröffnung hob Hella Dunger-Löper, Staatssekretärin und Europabeauftragte des Landes Berlin, den hervorragenden Beitrag des Programms zur interkulturellen Verständigung und zum Zusammenwachsen Europas hervor, weshalb der Trägerverein 2015 mit dem Blauen Bären ausgezeichnet wurde.

In den folgenden drei Stunden erlebte das Publikum die Vielfalt der Projekte, die 2015/16 an der ganzen Bandbreite Berliner Schulen realisiert wurden. Erstaunlich war, welch große Rolle in den Projekten Kochen und Essen spielte. Die Videos zu dieser Art von Projekten machten schon deutlich vor der Pause Appetit.

Nach der Stärkung mit Brezeln, Kuchen und Säften stand unser Auftritt fast am Ende der Gesamtschau. Anna, Mark und Sami präsentierten gemeinsam das Bülow-Polen-Projekt, und auf Nachfrage der Moderatorinnen versuchte Sami sich am polnischen Zungenbrecher; es klang überzeugend, wie der Beifall des Publikums signalisierte.

Nun heißt es in etwa vier Wochen: Wrocław, wir kommen! – Und nach der Fahrt verraten wir, was es mit den Zwergen auf sich hat.

2016_06 EmS Abschluss

“Europa macht Schule” – Abschlussveranstaltung am 10. Juni 2016 im Roten Rathaus

(BK)