GLOMUN 2016

GLOMUN 2016 – Von Palästina über Libanon nach Guatemala – Bülow-Delegierte reisen um die Welt

Montagmorgen, 7:10 Uhr, die Delegation von Palästina steht zitternd in der Kälte auf dem Bahnsteig der S-25 und wartet auf die Bahn, die uns zur UN-Konferenz bringen soll. In der Eingangshalle des Suttner-Gymnasiums – Ort des Geschehens – mussten wir uns zuerst einmal registrieren, wir erhielten ein Welcome Pack bestehend aus einem Heft und Zetteln für das Notepassing. Namensschilder wiesen unsere Namen und unsere Delegation aus.

Die General Assembly Hall war bereits geöffnet. Mit 200 Schülern suchten wir unsere Plätze, gekennzeichnet durch ein Schild mit Ländernamen und der jeweiligen Flagge. Hier stand nun drei lange der Terrorismus zur Debatte:

Facing global terrorism and mass migration –
How can the UN create peace in a globalized world to prevent people from leaving their homes because of terrorism?

Die Eröffnungszeremonie dauerte ca. 3-4 Stunden und beinhaltete die Vorstellung der Chairs (Moderatoren der Sitzung), die Aufzählung aller Schulen die teilnahmen, wobei das Bülow vergessen wurde, die Eröffnung durch die Schulleiterin, eine Rede des CDU-Abgeordneten für Migration und die Opening Speeches verschiedener Delegationen. Die  Eröffnungsrede der israelischen Delegation rief unseren Protest hervor, da wir als „Palästina“ als „die Bösen“ im israelisch-arabischen Konflikt dargestellt wurden. Die weitere Auseinandersetzung mit den „Israelis“ verschoben wir auf die Mittagspause.

Zum Eröffnungsteil gehörte auch die Präsentation eines Professors der Freien Universität, die in unser eigentliches Thema „Terrorismus“ einführte. Er erklärte uns, wie kompliziert die Gründe für diesen sind und erläuterte uns dies anhand vieler verschiedener Graphen und Diagramme.

Dann ging es zum Lunch. Das Catering Team hatte sich ganz schön ins Zeug gelegt und aus der Turnhalle eine wunderschöne Mensa mit leckerem Essen gezaubert. Wir kamen ins Gespräch mit anderen Delegierten aus Schweden, Holland, England und natürlich aus Deutschland.

Nach dem Lunch standen die ersten Committee Sessions auf dem Programm. Die Committees waren geographisch festgelegt, und so fanden wir uns, zusammen mit dem Libanon im Committee Greater Middle East wieder. In den ersten 15 Minuten hielten verschiedene Delegationen Reden und stellten die Politik ihres Landes vor. Doch dann  wurde eine motion to move into an unmoderated caucus gestellt, der die Mehrheit zustimmte; so befanden wir uns schnell im Lobbying. Relativ schnell fanden wir verbündete Staaten und wurden zum main submitter einer von zwei zu diskutierenden Resolutionen.

Am zweiten Tag wurde in den Committee Sessions unsere Resolution diskutiert und verbessert, wobei wir leider als eigentliche main submitter herausgenommen wurden, da wir als Palästina kein richtiger Staat waren. Palästina hat bei den Vereinten Nationen nur Beobachterstatus. Später erhielten wir eine Note, die uns darüber informierte, dass Israel ein Referendum geplant hatte, in dem die United Nations darüber abstimmen sollten, ob wir unser Land zurückbekommen. Am Ende des Tages, nach langen Debatten, wurde unsere Resolution verabschiedet.

Jedes der fünf Committees hatte eine Resolution verabschiedet, die nun der General Assembly vorgestellt wurden. Am nächsten Tag durfte jede Delegation für zwei Resolutionen stimmen, die dann diskutiert werden würden.

Der Tag endete mit einem punishment für alle Delegationen, die gegen die Regeln verstoßen hatten. Es stellte sich in dem Zusammenhang heraus, dass unser Committee sich für die perfekte Britney-Spears-Imitation eignete.

Am dritten Tag gab es keine Committee Sessions mehr und so versammelten wir uns gleich alle in der General Assembly. Mehrere Delegierte erzählten uns nun, dass Israel dieses Referendum sehr ernst nahm und uns wurde bewusst, dass wir bis dahin noch keinerlei Verbündete gesucht hatten. Also schrieben wir an fast jede Delegation notes. Die Admins – das waren Schüler, die bei der Organisation halfen – hassten uns, weil sie wegen uns viel Rennerei beim note passing hatten. Aber jeder wusste, wo Palästina saß. Die Liste unserer Verbündeten wuchs und selbst die Delegation des Vatikans wollte uns unterstützen, auch wenn sie unsere Glaubensrichtung als sehr ‚fragwürdig‘ ansahen.

Jeder main submitter hatte jetzt die Chance eine Sponsor Speech zu halten und zu erklären, warum man diese Resolution verabschieden sollte. Schließlich stand noch die Rede des Guest Speaker Dr. Gunter Mulack auf der Tagesordnung, ehemaliger deutscher Diplomat in Syrien, Pakistan, Ägypten und dem Libanon. Er war Beauftragter für den Dialog mit der Islamischen Welt und ist seit September 2008 Direktor des Deutschen Orient-Instituts. In  seinem Vortrag bot er uns einen ausführlichen und äußerst interessanten Einblick in die Situation von Staaten im mittleren Osten, wie z.B. der Türkei, und berichtete auch über das syrische Aleppo.

Mit unserer Resolution waren wir leider nicht erfolgreich. Sie wurde trotz überzeugender Reden unseres Committees zugunsten der Resolution von Asien abgelehnt. So geht es wohl auch in der richtigen Politik zu – viel Arbeit führt nicht immer zum Erfolg.

Schließlich: Keine MUN ohne Abschiedsparty. Da es sich um einen kleinen ‚Kreis‘ handelte, kam man mit allen ins Gespräch und es ergaben sich neue Freundschaften, die weit über Deutschland hinausreichen … Aber nicht nur das, Politik blieb selbst hier nicht fern: der Brexit, Trump und Kommunismus wurden hier mal eben ganz entspannt diskutiert.

Zusammenfassend kann ich jede MUN-Veranstaltung empfehlen! Es ist immer eine offene, lockere Atmosphäre, in der man sich gleich wohlfühlt. Denn alle sind hier aus einem Grund: um Politik zu machen und neue Leute kennenzulernen!

Iolana Paedelt, 1. Semester