Model United Nations in Vienna

CC BY 2.0 Martin Dürr
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RodolfoQuevenco

Promoting Peace in a Polarized World

Wo 4.000 Menschen vieler verschiedener Nationalitäten für Menschenrechte, Frieden und Sicherheit arbeiten, fand im Januar 2019 die erste Model United Nations of Vienna statt – im Vienna International Centre, der sog. UNO City im Wiener Stadtteil Donaustadt. Wien ist neben New York, Genf und Nairobi einer von vier Hauptsitzen der UN.

Zweihundert Schülerinnen und Schüler von elf Schulen aus Österreich, Italien, Montenegro, Litauen, Slowenien, Israel, der Türkei und Deutschland diskutierten drei Tage lang eine Vielfalt von Themen unter dem Motto Promoting Peace in a Polarized World. Für die ausrichtenden Schulen – die Vienna International School und die Danube International School Vienna – war diese Konferenz eine Premiere, eine erfolgreiche zudem.

Die achtköpfige Bülow-Delegation vertrat mit Libyen, Kenia, Tschechien und Rumänien vier sehr unterschiedliche Länder. Das Spektrum der Themen war ebenso vielfältig und umfasste z.B. den Schutz des Donau-Ökosystems, illegalen Handel mit Kleinwaffen, sexuelle Ausbeutung in Konfliktgebieten und den Status der Rohingya in Myanmar. Alle Teilnehmer*innen hatten drei Themen vorzubereiten und ihre Ideen in einem Resolutionsentwurf zu dokumentieren. Die Position ihres jeweiligen Landes sollten die Delegierten eingangs in einer einminütigen Rede skizzieren. Aus den Ideen galt es, endgültige Resolutionen zu entwickeln, die dann zu debattieren und abzustimmen waren.

Wie mühsam die Auseinandersetzung um Positionen, Begrifflichkeiten und Formulierungen tatsächlich in der multilateralen Politik ist, bestätigten die zahlreich eingeladenen Gastredner*innen. Dazu gehörten z.B. der malayische Botschafter, Mr. Sivagurunathan, und die Botschafterinnen von Kanada, Heidi Hulan, und Norwegen, Kjersti E. Andersen.

Der Protokollchef des österreichischen Außenministeriums, Enno Drofenik, erläuterte anschaulich, wie wichtig es für einen Diplomaten ist, nicht nur sachlich sehr gut informiert zu sein, sondern auch genau zu wissen, wie wichtig ein Thema den Delegierten ist. Besonders für die Minderheitenposition muss es oberstes Ziel sein, überhaupt sichtbar zu werden: get seen – heard – and on the record!

Ist ein Thema auf der Agenda, gilt es, immer beweglich zu bleiben. Beharrt ein Diplomat auf seiner Position und sieht die Diplomatin ein Thema immer nur durch die nationale Brille, werden sie nicht viel erreichen. Und gerät die Diskussion einmal wirklich in die Sackgasse, kommt die Verhandlungspsychologie ins Spiel: Pause – Unterbrechung der Debatte!

„I didn’t know that international multilateral diplomacy requires so much patience,“ verriet die norwegische Botschafterin Kjersti Andersen. Bei aller Beweglichkeit sollte man nicht nur seine Fakten kennen, sondern auch Prinzipien haben, Allianzen bilden können, kompromissbereit sein und mutig.

Auch die ehemalige österreichische Botschafterin in Libyen und Chile, Dorothea Auer, betonte, wie wichtig Kommunikation sei. Multilaterale Diplomatie, da waren sich alle Redner*innen einig, ist nur erfolgreich, wenn die Akteure miteinander reden, vor allem aber auch zuhören und andere Positionen ernstnehmen. Diese Offenheit bedeutet auch, sich mit Dingen zu beschäftigen, die für das eigene Land zunächst nicht relevant erscheinen. Doch nur, wenn man sich für die Belange anderer interessiert, gewinnt man auch Bündnispartner für die eigenen Interessen.

Mit den Einblicken in die diplomatische Praxis gaben die Gastredner*innen wichtige Hinweise für die Simulation. Wie oft fragen sich MUN-Delegierte, was sie als Delegierte eines bestimmten Landes zu einem Thema sagen sollen, zu dem ihr Land keine erkennbare Position hat? Man könnte sagen: Denkt über den Tellerrand; morgen schon steht ein Thema auf der Tagesordnung, für das ihr selbst Allianzen schmieden müsst.

Die Teilnehmer*innen der ersten MUN of Vienna waren neben dem Spiel ganz nahe dran an der realen Diplomatie – im Aufzug, an der Kaffeebar und in der Kantine trafen sich UN-Mitarbeiter, Diplomaten, Besucher. Mit dem UNO-Badge um den Hals gingen wir jeden Morgen durch die Sicherheitskontrollen in der UNO-City und waren wir für drei Tage (fast) Teil der multilateralen Diplomatie. (BK)