Model United Nations in Oldenburg

Vom Engagement zum Ergebnis

Engagement ist gut, aber Politik muss auch Ergebnisse erzielen, die zukunftsfähig sind. Daher standen die Ziele nachhaltiger Entwicklung im Mittelpunkt der diesjährigen MUN-Konferenz. Sie knüpfte an die 2015 von den Vereinten Nationen verabschiedete Nachhaltigkeitsagenda – die SDG, abgeleitet von Sustainable Development Goalsan, die auf die Förderung des Wirtschaftswachstums zielt, auf Chancengleichheit und die Angleichung des Lebensstandards, und natürlich den Erhalt der Ökosysteme gewährleisten will.

Unter dieser Schwerpunktsetzung reichte bei OLMUN das Themenspektrum von Freiheitsrechten über Umwelt- und Landwirtschaftspolitik bis zu Kriegsführung und Kriegsfolgen.

In diesem Jahr vertrat die achtköpfige Bülow-Delegierten-Gruppe aus den Jahrgängen 10 und 12 im Gespann mit Frau Dr. Kassel die Delegationen von Jordanien und Tschechien. Die „jordanischen Delegierten“ konnten sich bereits im Vorfeld der Konferenz mit Unterstützung des Politischen Beamten der Jordanischen Botschaft mit den Besonderheiten des Landes vertraut machen.

Beide Delegationen nahmen an der GA 3rd und 4th (Ausschüsse 3 und 4 der Generalversammlung) sowie an den Sitzungen der Special Conference teil. Die GA 3rd beschäftigt sich grundsätzlich mit sozialen, humanitären und kulturellen Themen, während die GA 4th ihren Arbeitsschwerpunkt in besonderen politischen Fragen und insbesondere der Entkolonialisierung hat.

Die fünfköpfige Delegation der Tschechischen Republik war darüber hinaus im ECOSOC (Wirtschafts- und Sozialausschuss) und bei UNEP (Umweltprogramm der Vereinten Nationen) vertreten.

Das Themenspektrum im Einzelnen:

  • Die GA 3rd widmete sich dem für die Vereinten Nationen recht neuen Thema der sexuellen Identität und Gleichberechtigung. Für unsere „jordanische“ Delegierte war es eine Herausforderung, als Vertreterin eines muslimischen Landes rollengemäß in der Debatte um Rechte von Lesben, Schwulen, Bi- und Transsexuellen (LGBT rights) aufzutreten.
  • Die GA 4th suchte in diesem Jahr nach einer globalen Strategie gegen Jugendarbeitslosigkeit.
  • In der Special Conference wurde darüber diskutiert, wie das Recht auf freie Meinungsäußerung in Gebieten verankert werden kann, die nach einem Konflikt wiederaufgebaut werden müssen.
  • Im ECOSOC stand das Problem der Kampfroboter in kriegerischen Konflikten auf der Agenda.
  • UNEP erarbeitete Richtlinien für den Schutz der Meere gegen Umweltverschmutzung.

Doch am Anfang steht immer die opening ceremony, die mit einem roll call beginnt: Die Delegationen werden in alphabetischer Reihenfolge aufgerufen. Ungefähr 200 Mal heißt es: „Present“. Hinter den ca. 200 Delegationen – darunter nicht nur Staaten, sondern auch Organisationen wie die NATO und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) wie Greenpeace – verbarg sich bei OLMUN 2016 eine neue Rekordzahl von 750 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Auf die Themen der nächsten Tage stimmte ein Video die Delegierten ein, zu sehen bei OLMUN TV official:

Als Gastredner würdigte der niedersächsische Ministerpräsident Stefan Weil das Engagement der jungen Generation für die Zukunft unseres Planeten. Folker Hellmeyer, Chefanalyst der Bremer Landesbank, sprach über das Verhältnis von Wohlstand und Demokratie und warnte davor, westliche Maßstäbe immer zum Nonplusultra zu erheben, ohne die Grundlage westlicher Gesellschaften, nämlich ihren Wohlstand, zu berücksichtigen. Hellmeyers Vortrag war food for thought und die Delegierten nutzten zahlreich die Chance, Fragen zu stellen.

Ein wichtiger Teil der opening ceremony sind schließlich die opening speeches. Für die „Tschechische Republik“ trat Iolana ans Mikrofon und skizzierte als Vertreterin in der GA 4th  in der maximalen Redezeit von 45 Sekunden das tschechische Interesse an der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Insgesamt waren im Vorfeld der Konferenz 40 Delegationen für opening speeches ausgelost worden.

Committee-Arbeit

In den meisten committees tritt ein Gastredner auf, der oder die den Delegierten Impulse für die weitere Arbeit liefern kann. In diesem Jahr gehörten z.B. eine Vertreterin der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) des Berliner Büros und ein Mitarbeiter der FDP-Fraktion im Niedersächsischen Landtag dazu. Besonders interessant war der Vortrag des Physikers und Friedensforschers Jürgen Altmann von der TU Dortmund, der auch Mitbegründer des International Committee for Robot Arms Control ist. Er verstand es, die technische Dimension der Waffensysteme klar darzustellen. Im Zentrum stand aber die Frage, ob automatische und autonome Waffensysteme einen Krieg wahrscheinlicher machen, weil nicht mehr der Mensch/ Soldat, sondern „die Maschine“ tötet.

Neben der politischen Arbeit gab es aber auch wieder Spiel und Spaß während und nach den Sitzungen bei punishments, Fußball, Grillen und natürlich der Abschlussparty.

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Geschafft! Jetzt heißt es nach intensiver Arbeit erst einmal: Schlaf nachholen.

(BK)

OLMUN als First Timer

Als Neuling bei OLMUN wusste ich natürlich nicht genau, was mich erwartet. Jegliche gute Vorbereitung und Vorbesprechungen scheinen unwichtig, wenn einen die Nervosität einholt.

Unsere MUN-Gruppe traf sich morgens am Hauptbahnhof in Berlin. Während der fünf gemütlichen Stunden Zugfahrt wurden noch Policy Statements und Resolutionsentwürfe verglichen.

Angekommen in Oldenburg kamen uns viele Jugendliche entgegen, die wie wir in höchst offizieller Kleidung auftraten. Bei der Anmeldung erhielten wir unser Survival Pack: eine OLMUN-Zeitung, ein Heft mit vielen Adressen und Infos zu den Chairs und Veranstaltern sowie einen kleinen Block und einen Kugelschreiber. Das Wichtigste war aber das badge, unser Namensschild. Es wurde an einem Schüsselband um den Hals getragen. Auf dem badge konnte man unsere Delegation, unseren Namen und den Namen unserer Schule lesen. Als Andenken gab es zusätzlich noch ein Armband. Ausgerüstet fühlte ich mich gleich „angekommener“. Dieses Gefühl schwand aber wieder, als ich einen schnellen Blick in die Haupthalle warf. Die Aufregung stieg immer weiter. Während 800 andere Schüler sich wahrscheinlich ähnlich fühlten, wurden wir hineingelassen und die Eröffnungszeremonie begann. Ich denke, sie bleibt eines meiner Highlights. Die ganze Atmosphäre war sehr beeindruckend, und es war die erste Möglichkeit, andere Delegierte kennen zu lernen.

Schon der erste Morgen begann stressig, denn das System der Busverbindungen durchblicken zu können, war zuerst sehr verwirrend. Aber wir lernten schnell, uns zu orientieren. Auch in meinem Komitee hab ich mich sehr wohl gefühlt. 160 Schüler und trotzdem keine unruhige oder angespannte Atmosphäre. Die Delegierten, die Chairs und das Team um sie herum waren alle freundlich und hilfsbereit. Punishments wie Tanzen und Vorsingen lockerten die Konferenzstunden noch einmal auf. Ich hätte auch nicht gedacht, dass ich während des Lobbying so gesprächig und aktiv sein würde. Ich habe das System schnell erfasst und die Partner, die ich mir für meine Resolution vorstellte, gefunden und überzeugt.

Im Nachhinein kann ich OLMUN nur empfehlen. Es macht eine Menge Spaß, und die Arbeit, die man sich im Vorfeld macht, lohnt sich auf jeden Fall. Ich habe dort viele nette und interessante Menschen kennen gelernt, die ich nächstes Jahr hoffentlich wiedersehen werde. Natürlich kann ich auch nur bestätigen, dass sich mein Englisch weiterentwickelt hat, selbst in der kurzen Zeit. Ich würde mich freuen, wenn auch nächstes Jahr viele neue Schüler mitkommen würden.

Leandra Rogoll, 10a