Kampf für Freiheit und Einheit in Berlin im März 1848

Exkursion zu einem wenig bekannten Ort

Vor den Sommerferien mit Oberstufenschülern, nach den Sommerferien mit der 9b ging es auf Stadtexkursion.

Der Friedhof der Märzgefallenen in Friedrichshain ist der wichtigste Erinnerungsort an die Revolutionszeit 1848 und den Kampf für Frieden, Freiheit, Einheit im damaligen Preußen. Seit 2011 gibt es auf dem Gelände eine Ausstellung zu besichtigen, die den Ort als einen wichtigen Ort in der deutschen Demokratiegeschichte präsentiert.

In der Ausstellung wird erzählt, was sich in den Märztagen des Jahres 1848 in Berlin ereignete, das zu damaliger Zeit noch viel kleiner war. Borsig und Reinickendorf waren noch längst nicht Teil der Stadt.

Die Barrikadenkämpfe fanden in der heutigen Stadtmitte statt. Die Toten allerdings wurden vor den Toren der Stadt beerdigt – im Volkspark Friedrichshain, wo der Friedhof liegt. Den gefallenen preußischen Soldaten hingegen wurde 1854 im Invalidenpark (Mitte) eine Gedenksäule gewidmet, die heute nicht mehr existiert.

Nach einer Führung durch die Ausstellung und über das Außengelände bot die Exkursion Gelegenheit, einzelne Aspekte der Märzrevolution 1848 und der Geschichte dieses besonderen Orts in einem Workshop zu vertiefen.

Bereits im 19. Jahrhundert wurde das Gedenken an die Märzgefallenen polizeilich kontrolliert. Zeitweise wurde der Friedhof sogar gesperrt.

Der Ort wurde immer mit dem Protest gegen staatliche Willkür und dem Kampf für Demokratie verknüpft. Daher durften auf dem Friedhof keine Reden gehalten oder revolutionäre Lieder gesungen werden.

Doch die Zehntausende, die den Trauerzug für die gestorbenen Revolutionäre der Novemberrevolution 1918 begleiteten, zeugen davon, dass der Friedhof der Märzgefallenen als Ort des Protests gegen die staatliche Obrigkeit im Bewusstsein der Bevölkerung verankert war. Während der Weimarer Republik war das Gedenken jedoch bereits parteipolitisch gefärbt – Kommunisten und Sozialdemokraten gedachten getrennt.

Während der Zeit des Nationalsozialismus verwahrloste der Ort zunehmend, zu einem verbotenen Ort wird der Friedhof nicht.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1948 in einer Feierstunde mit dem Berliner Magistrat endlich ein Gedenktafel enthüllt: „Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben, der täglich sie erobern muss“ (Faust II). Die Feierlichkeit stand ganz im Zeichen der aktuellen politischen Situation. Noch war Deutschland nicht in zwei Staaten geteilt.

Die DDR, als „Erben der aufrechten Patrioten“ (Eirch Correns), passte schließlich den Friedhof in ihr Geschichtsbild ein. Der Schlosserlehrling Ernst Zinna, der 1848 gestorben war, wurde als revolutionärer Held gefeiert und zum Vorbild für die DDR-Jugend erhoben. Seit 1961 erinnert die Bronzeskulptur „Roter Matrose“ von Hans Kies außerdem an die Novemberrevolutionäre von 1918.

In der Bundesrepublik wurde währenddessen der Märzrevolution in der Frankfurter Paulskirche gedacht. Seit 1978 engagierte sich die Initiative „Aktion 18. März“ für einen gesamtdeutschen Feiertag. 1987, noch vor Mauerfall und Wiedervereinigung, legte sie unter Stasibeobachtung erstmals einen Kranz auf dem Friedhof nieder.

Kaum zu glauben, dass ein Ort, der Jahrzehnte als Ort für Frieden, Freiheit, Demokratie politisch brisant war, heute so unbekannt ist. Brauchen wir das Mahnmal nicht mehr oder sollte der Ort doch stärker als „Lernort der Demokratie“ geschätzt werden? Die Bemühungen, ihn zur nationalen Gedenkstätte umzugestalten, sind noch im Gange.

(BK)

Quelle: Am Grundstein der Demokratie. Die Revolution 1848 und der Friedhof der Märzgefallenen. Broschüre zur Ausstellung (2013).